Die Rheinpfalz, 19.04.2010 Mit 27 Jahren ist Jeannette Ludwicki die jüngste CDU-Ortsverbands-Chefin in Ludwigshafen. Sie hat den langjährigen Vorsitzenden der CDU Niederfeld, Heinz Seiberlich, abgelöst. Laura Estelmann hat sich mit ihr über Niederfeld und politische Ziele unterhalten.

Frau Ludwicki, wie wird man mit 27 schon Ortsverbandsvorsitzende?

Die Frage ist eher, wie man so jung überhaupt zur Parteiarbeit kommt. Ich bin seit 2005 Mitglied, damals habe ich mich durch den Bundestagswahlkampf inspirieren lassen und klein angefangen. Ich bin erst mit der Jungen Union mitgegangen. Das hat mir Spaß gemacht, ich bin weiter eingeladen worden, war oft dabei, engagiert, interessiert. Als sich abgezeichnet hat, dass mein Vorgänger Heinz Seiberlich beruflich immer mehr eingespannt war, hat sich ein solcher Generationswechsel angeboten.

Haben Sie sich darauf vorbereitet?

Heinz Seiberlich hat mich immer wieder auf Veranstaltungen beiseite genommen und mir einiges erklärt. In Niederfeld ist es ja in erster Linie wichtig, die Leute und Vereine kennenzulernen, zu wissen, wo ihre Sorgen und Interessen sind. In die grundlegenden Aufgaben als Vorsitzende muss man sich dann mit der Zeit einarbeiten und Erfahrung sammeln.

Was möchten Sie bewegen?

In einer Gemeinschaft wie Niederfeld steht die Wohnqualität an erster Stelle. Auch in Niederfeld gibt es aktuell etwa große Probleme mit Straßenschäden. Mit dem Generationenwechsel im Ortsverband sind wir darüber hinaus gut aufgestellt, um uns mit Dingen auseinanderzusetzen, die meine Generation in Zukunft beschäftigen müssen. Der demografische Wandel zum Beispiel und damit Seniorenpolitik und generationenübergreifendes Wohnen. Ein Thema ist auch der schwindende Zulauf bei den Vereinen. Die Vereine müssen sich immer wieder vorstellen und zeigen: Man kann dort Spaß haben, sich engagieren und dennoch zeitlich flexibel bleiben.

Die Beteiligung an der Kommunalwahl lag in der Gartenstadt bei unter 50 Prozent, bei der Stichwahl zum Ortsvorsteher waren es 24 Prozent. Was kann vor Ort gegen Politikverdrossenheit getan werden?

Es gibt mittlerweile so viele Polit-Talkshows - früher war jeder Bundestrainer, heute ist jeder Bundeskanzler. Die Leute reden gerne mit, aber wie man sie zur Urne kriegt? Durch mehr Beteiligung. Wenn Leute etwas für Niederfeld erreichen wollen, muss man ihnen zeigen, dass es nur über die Politik geht und auch nur über Kompromisse.

Haben Sie sich Gedanken über ihre weitere politische Karriere gemacht?

Nein, gar nicht. Ich war schon überrascht, dass ich relativ schnell so weit gekommen bin. Eigentlich bin ich mit dem Gedanken in den Ortsverband gegangen, mitzuarbeiten. Ich muss mich jetzt erst mal in dieses Amt einfinden.

Was hat Sie daran gereizt?

Gerade auf unterster politischer Ebene ist die Bürgernähe am größten. Dadurch sieht man direkt, wenn sich etwas bewegt. Auf höheren politischen Ebenen sind Ergebnisse oftmals nicht so greifbar.

Hatten Sie mal ein Problem als junge Frau in der von älteren Männern dominierten Politik?

Nie. Ich hatte eher das Gefühl, die Leute sind dankbar, dass sich Jüngere für Politik interessieren. Außerdem sind in Ludwigshafen ja parteiübergreifend viele starke Frauen in der Politik, von Oberbürgermeisterin Eva Lohse bis hin zur Bundestagsabgeordneten Maria Böhmer.

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