Bild am Sonntag, 04.04.2010 Großer Geburtstagsempfang für Altkanzler Helmut Kohl in seinem Privathaus in Ludwigshafen: Zum 80. Geburtstag sind etwa 60 alte und neue Freunde zu einer betont privaten Feier eingeladen.


Von MICHAEL BACKHAUS und MARTIN S. LAMBECK

Doch bevor die eigentlich Feier steigt, gratuliert BILD am SONNTAG dem Kanzler der Einheit: Fotograf Niels Starnick wird am Vormittag von Kohls Ehefrau Maike für einige Aufnahmen in den Bungalow gebeten, sagt: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Herr Bundeskanzler.“

Kohl bedankt sich mit einem festen und trockenen Händedruck, fügt hinzu: „Machen Sie nicht so lange!“ Typisch Kohl – diesen und ähnliche Sätze haben Generationen von Fotografen noch im Ohr.

Der runde Geburtstag beginnt ganz privat, um Mitternacht stoßen Maike Kohl-Richter und Helmut Kohl in ihrem Haus mit einem Glas an.

Am gestrigen Nachmittag dann der Aufmarsch der Gäste. Darunter der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, der dem Jubilar Gottes Segen wünscht, sowie der neue Ministerpräsident Baden-Württembergs Stefan Mappus und sein Vor-Vorgänger Erwin Teufel (beide CDU). Gekommen ist auch der Chef der Jungen Union, Philipp Mißfelder, mit Frau und kleiner Tochter.

Der Altkanzler begrüßt alle Gäste per Handschlag, zu denen auch BILD-Chefredakteur Kai Diekmann, BASF-Aufsichtsratschef Eggert Voscherau und Kohls Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner sowie sein geistlicher Freund und Vertrauter Erich Ramstetter gehören. Eingeladen sind aber auch Marktfrauen aus Ludwigshafen sowie Ärzte und Schwestern, die Kohl nach seinem schweren Unfall mit Schädel-Hirn-Trauma vor zwei Jahren betreut haben.

Enge Mitarbeiter aus der Kanzlerzeit wie Horst Teltschik, Johannes Ludewig oder Toni Pfeiffer sind mit dabei, als die Gäste dem gerührten Geburtstagskind mit „Viel Glück und viel Segen“, „Hoch soll er leben“ und „Happy Birthday“ ein kräftiges Geburtstagsständchen darbringen.

Stärken konnten sie sich anschließend bei Weinen (Pfälzer Riesling und Weißburgunder aus dem hoch gerühmten Keller der BASF) und Speisen (u. a. Lachstatar, Roastbeef, kleine Frikadellen) vom „Deidesheimer Hof“, Kohls langjährigem Lieblingslokal.

Kohl selbst (grauer Anzug, lindgrüne Krawatte) sitzt im Rollstuhl. Immer in seiner Nähe ist Ehefrau Maike in einem cremefarbenen Blazer und schwarzer Hose. Über sie sagt JU-Chef Mißfelder: „Wir freuen uns sehr, dass seine Frau so gut für Helmut Kohl sorgt.“

Die Krönung des Festes: Die Junge Union erscheint mit 462 Mitgliedern vor Kohls Haus. Unter der Leitung von Gottfhilf Fischer singen sie „Kein schöner Land“, „Zum Geburtstag viel Glück“ und die Nationalhymne. Der Patriarch kommt im Rollstuhl heraus, sichtlich berührt und applaudiert. Die jungen Parteifreunde rufen: „Wir haben ein Idol – Helmut Kohl.“ Für sie gibt es anschließend Sekt.

Drinnen sagt ein zu Tränen gerührter Helmut Kohl zu seinen Gästen: „Das ist die wahre CDU.“

Dass es in der Union auch andere Stimmen gibt, hatte zuvor Teltschik angesprochen. „Helmut Kohl hat Geschichte geschrieben für Deutschland und Europa. Auch wenn die CDU das heute anders sieht.“

Der Hintergrund dieses Satzes: Ausgerechnet in der CDU-Parteizentrale gab es Widerstand gegen das Ständchen der Jungen Union! Manch einer hier hat des Altkanzlers Parteispendenaffäre nicht vergessen.

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