Unser Kreisvorstandsmitglied Elisabeth Seegers (Studentin Politik & Recht) befindet sich derzeit im Praktikum bei einem amerikanischen Abgeordneten und begleitet dort den Wahlkampf. Über ihre Erfahrungen berichtet sie uns ein wenig.

Unser Kreisvorstandsmitglied Elisabeth Seegers (Studentin Politik & Recht) befindet sich derzeit im Praktikum bei einem amerikanischen Abgeordneten und begleitet dort den Wahlkampf. Über ihre Erfahrungen berichtet sie uns ein wenig:

Wahlkampf auf amerikanisch!

Vor etwa vier Wochen hat mein Abenteuer in den Staaten begonnen. Ziel meiner Reise war die zweitgrößte Stadt Oklahomas – Tulsa. In der ehemaligen Ölhauptstadt wurde ich sehr herzlich empfangen und direkt in den Wahlkampf um die Wiederwahl für die amtierende Gouverneurin Mary Fallin eingespannt. Der Kontakt entstand durch den Wahlkampfmanager des Senators Jim Inhofe, der zur Zeit auch um seine Wiederwahl kämpft. Dieser Wahlkampf wird zum groessten Teil in Oklahoma City organisiert. Da mein Freund und ich aber in Tulsa wohnen, erschien es sinnvoller, dass wir das Büro der Gouverneurin in Tulsa unterstützen. An meinem ersten Praktikumstag ging es nach Holdenville, einem winzigen Dorf im Südwesten von Oklahoma. In diesem kleinen Dorf fand eine Art „Ausstellung“ statt – die besten Kunstwerke wurden ausgezeichnet und auf einer groesseren Ausstellung praesentiert. Meine Aufgabe war es Infomaterial (Broschüren, Sticker, Kontaktinformationen, Spendenschecks) auszulegen und an den Mann zu bringen. Änhlich, wie ich es in einem deutschen Wahlkampf auch schon erlebt habe. Weitere Ausflüge und verschiedene Events in Oklahoma folgen. Bei einem Treffen in Muskogee haben sich unterschiedliche Kandidaten vorgestellt, die in unterschiedliche Positionen gewählt werden möchten. In Vinita, im Nordosten des Landes, hingegen fand eine Parade zur Erinnerung an Will Rogers (amerikanischer Künstler, Humorist und Cowboy der 1920er und 1930er- Jahre) statt. Unsere Aufgabe war es einen Wagen mit Mary Fallin-Plakaten zu gestalten und während der Parade Infomaterial an die Zuschauer zu verteilen. Das ist nicht vergleichbar mit unserem Ludwigshafener Faschingsumzugs-Wagen: Weniger Zuschauer, die Dekoration des Wagens war deutlich einfacher und eine unglaubliche Hitze. Vom Nordosten geht es nun in den Osten Oklahomas, nach Poteau. Dort fand ein Meet&Greet mit der Gouverneurin statt. Die Gäste wurden bewirtet und durften einer kurzen Rede der Gouverneurin zuhören. Im Anschluss bestand Gelegenheit ins Gespraech mit der Gouverneurin zu kommen und Fragen zu stellen. Meine Aufgabe war es die Gäste zu begrüßen, Sticker zu verteilen und bei Fragen zur Verfügung zu stehen.

Neben meinen Ausflügen in die verschiedensten Ecken Oklahomas habe ich bisher auch einige Stunden im Wahlkampfbüro der Gouverneurin verbracht. Auch das ist eine Erfahrung, die ich im deutschen Wahlkampf noch nicht machen durfte. Auf den oben beschriebenen Veranstaltungen haben die Wähler die Möglichkeit sich in Listen einzutragen, wenn sie über Termine und aktuelle Nachrichten, die die Gouverneurin betreffen informiert werden wollen. Diese Daten (Name, Email-Adresse, Telefonnummer) muessen anschliessend in ein Computerprogramm eingetragen werden. Eine einfache, aber auf Dauer stupide Arbeit. Doch das Erstaunliche ist, was man mit diesen Daten alles machen kann. Ich habe Listen erstellt, die Auskunft darueber geben, welche Personen aus welchen Counties wie viele Schilder brauchen; welche Personen, in welchem Countie als Ansprechpersonen gelten und Wähler-Registriernummern den entsprechenden Personen zugeordnet. Bei Listen von etwa 12 000 Namen schwirrt auch mir der Kopf nach ein paar Stunden.... Die Datensammelwut der Amerikaner lässt grüßen.

Eines der Highlights bisher war wohl die DoveHunt des Senators Jim Inhofe. Für zwei Tage hat der Senator zu einer Fundraising-Party in der Nähe von Lone Wolf im tiefsten Südwesten Oklahomas eingeladen. Auf dieser Fun-Fundraising-Party wurden am ersten Tag Tauben geschossen, waehrend im Hintergrund eine Mariachi-Band mexikanische Lieder gespielt hat. Ein bisschen skurril war das schon. Am Abend wurde auf zwei riesen großen Grills Unmengen von Fleisch zubereitet und eine in den USA an Popularität gewinnende Band (Stoney LaRue) hat gespielt. Am nächsten Morgen bestand fuer die Interessierten die Gelegenheit weiße Tauben zu jagen. Eine Erfahrung, die ich nicht machen wollte.

Alles in allem kann man aber sagen, dass ein Praktikum in einem amerikanischen Wahlkampf eine einzigartige Erfahrung ist, die man so sicherlich nur in Amerika erlebt.

Elisabeth Seegers

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